Hamburger Instrumental-Wettbewerb
Es geht um Musik und nicht um Punkte
Muss man vor Wettbewerben Angst haben? Muss die Jury grimmig gucken? Hat man einen schlechteren Preis verdient, nur weil man Lampenfieber hat und aufgrund von Schnappatmung rauskommt? Wenn man dann ein bisschen gemeinsam mit der Jury lacht und noch einmal ganz in Ruhe von vorn anfängt, klappt es bestimmt. Jede*r Musiker*in muss genau das lernen: in Extremsituationen cool und entspannt bleiben. Wir in der Jury nennen das „tropentauglich werden“ für Konzerte, Wettbewerbe und Probespiele. Das hat jede*r von uns in der Jury auch schon selbst erlebt. Lampenfieber gehört dazu - und verfestigt sich nur dann, wenn so getan wird als sei es irgendetwas Ungewöhnliches.
Seit 2013 leitet Angelika den renommierten Hamburger Instrumental-Wettbewerb, seit 2019 gemeinsam mit Prof. Jacques Ammon. Der Wettbewerb wurde in den 1950er Jahren von dem Komponisten und Dirigenten Prof. Walter Gehlert gegründet und ist seitdem eine wichtige kulturelle Institution für Nachwuchsförderung. Jedes Jahr bewerben sich mehr als 400 Kinder und Jugendliche bundesweit und aus ganz Europa. Für die erste Wettbewerbs-Runde reichen die Kinder und Jugendlichen Videos ihrer Stücke ein. Eine Auswahl der auf höchstem Niveau spielenden Teilnehmer*innen wird daraufhin eingeladen, vor einer Fachjury zu spielen. Viele von ihnen sind Jungstudent*innen an Musikhochschulen.
Die Preisträger*innen treten vor 2.000 Zuhörer*innen im Großen Saal der Laeiszhalle Hamburg auf - beim Konzert der Kinder, das 2023 sein 40. Jubiläum feiert. Der Erfinder dieses besonderen Konzerts, Prof. Walter Gehlert, erinnert sich: "Initialzündung war für mich damals Angelika. Bereits seit ihrem vierten Lebensjahr hatte sie jedes Jahr am Wettbewerb teilgenommen und immer erste Preise gewonnen. Ich fand, ein so hochbegabtes Kind musste die Möglichkeit bekommen, solistisch auch vor großem Publikum zu spielen". Seit 1983 hatten über 3.000 Preisträger*innen die Möglichkeit, vor so einem großen Publikum und in so familiärer Konzertatmosphäre zu spielen: mit buntem Konzertflügel, auf geheimnisvolle Weise wachsenden Blumen am Bühnenrand und mit anschließender Puddingschlacht. Dabei geht es um das Miteinander, das Mitfiebern, das Miteinander-Spielen. Viele Preisträger*innen begleiten andere Preisträger*innen bei diesem Konzert und beim großen Finale spielen alle gemeinsam ein Stück, das Angelika extra für das Konzert arrangiert und bei dem auch Gäste wie Axel Zwingenberger, Rolf Zuckowski oder auch mal ein Beatboxer mitspielen.
Der Wettbewerb wird gefördert durch die Haspa Musik Stiftung, die Oscar und Vera Ritter-Stiftung und das Pianohaus Trübger, die jeweils außergewöhnliche Sonderpreise ermöglichen. Die Haspa Musik Stiftung lässt bei der Hamburger Geigenbaumeisterin Anneke Degen regelmäßig Meistergeigen anfertigen, die dann an junge Talente verliehen werden. Gemeinsam mit dem Pianohaus Trübger wird der Sonderpreis Junge Pianist*innen vergeben: ausgewählte Preisträger*innen im Fach Klavier nehmen an Meisterkursen mit Prof. Jacques Ammon teil. Die Oscar und Vera Ritter-Stiftung fördert den Sonderpreis Töne der Welt, der Kinder und Jugendliche dazu ermuntern soll, sich mit einem für die Klassik eher untypischen Instrument zu bewerben. Ein akustischer Beitrag zu mehr Diversität mit Klängen vom bayerischen Alphorn über die arabische Oud bis zur koreanischen Gayageum.